Wer darf und soll auf dem Radweg fahren?
Elektromobilität auf Wiens Radwegen
Wer aufmerksam auf Radwegen in Wien unterwegs ist, der hat gemerkt, dass zahlreiche neue Fahrzeuge auf diesen unterwegs sind. Schwerer, elektrisch und manchmal auch schneller als mit Muskelkraft betriebene Räder. Das Gefährdungs- und Unfallpotenzial hat sich erhöht. Aussagekräftige Studien fehlen noch. Wir haben eine Gruppendiskussion mit der Mobilitätsagentur und Wien zu Fuß, die dazu im April einen Standpunkt erarbeitet haben, geführt mit umfangreichen Ergebnissen.
Wie ist die aktuelle rechtliche Lage für Fahrzeuge mit Elektroantrieb?
- In Österreich gelten Elektrofahrzeuge nach KFG §1 Abs.2a als Fahrrad, solange weder eine Nenndauerleistung von 250 Watt noch eine Bauartgeschwindigkeit von 25 km/h überschritten wird. Unterstützt der Motor eines E-Bikes o.ä. höhere Geschwindigkeiten als 25 km/h, so handelt es sich rechtlich um ein Motorfahrrad (Moped), für das nach KFG §36 eine Zulassung, ein behördliches Kennzeichen, eine Haftpflichtversicherung und eine Begutachtungsplakette vorliegen müssen - sofern dieses auf öffentlichen Straßen verwendet wird.
- Mit dieser Gleichstellung Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb zu Fahrrad darf bzw. müssen diese Fahrzeuge (sofern sie nicht breiter als 1 Meter sind u.a. Regeln) den Radweg benutzen.
- Die Pedelec-Verordnung auf europäischer Ebene schaffte vor 30 Jahren eine wichtige Grundlage, dass es Elektro-Unterstützung auf 2-Rädern u.ä. Fahrzeuge geben darf.
Welche Erhebungen gibt es über die Einhaltung bez. tatsächliche Gefährlichkeit?
- Es gab eine vom Kuratorium für Verkehrssicherheit durchgeführte Geschwindigkeitsmessung im Februar 2025 an drei Radwegen in Wien. Es wurde bei der Hälfte der elektrisch unterstützten Fahrzeuge Geschwindigkeiten von mehr als 26km/h gemessen.
- Salzburg Research hat für Sommer 2024 Ergebnisse einer S-Pedelecs Studie angekündigt – leider sind diese nach wie vor nicht veröffentlicht.
Was würde die aktuelle Lage verbessern?
- Schwerpunktaktionen mit technischen Prüfständen, wie sie für Mopeds mit der „Walze“ seit Jahren üblich sind, sollten die aktuell geltenden Normen überprüfen.
- Allerdings nicht mit den für Mopeds entwickelten Moped-Rollenprüfstand, der für E-Bikes zu falschen Ergebnissen führt, sondern mit einem Prüfstand, der technisch für E-Bikes konstruiert wurde.
- Eine erste Prüfung auf einem Radweg hat im Oktober in Wien stattgefunden, wo an einem Tag 12 E-Fahrzeuge überprüft wurden von denen 5 über der erlaubten Geschwindigkeit lagen.
- Es wurden in den letzten Jahren noch keine in allen Bundesländern gültige Prüfregeln für die Leistungen der Fahrzeuge erstellt z.B. bezüglich Dauerleistung im Verhältnis zu Spitzenleistung. Hier ist der Gesetzgeber und gefordert nachzuziehen.
- Es ist den Teilnehmenden aktuell noch keine Unfallstatistik oder andere Untersuchungsergebnisse mit breiteren Erhebungsansätzen bekannt. Mehr Studien und öffentliche Ergebnisse wären für eine sachlichere Diskussion gut.
Forderungen für ein besseres Miteinander auf die wir uns an dem Abend geeinigt haben sind Gebote und ein Prüfstand:
- Radwegbenützungspflicht aufheben, damit für breitere oder größere E-Vehikel Wahlfreiheit beseht.
- Tempo 30 in der ganzen Stadt würde die Differenz zu 25 km/h limitierten Fahrzeuge reduzieren und ermöglicht das bessere „mitschwimmen“ der E-Fahrzeuge im Fließverkehr.
- E-Bike / E-Moped / E-Spezialfahrzeug haben noch keinen Prüfstand in Wien, um die Leistung nachvollziehbar zu machen. Das gehört dringend geändert, da sonst die Rechtsbestimmungen durch niemanden nachprüfbar sind. Erste Versuche dazu haben siehe oben in Wien begonnen.
Vermittlung von Soft Skills
- Zustellende u.a. sollten einen Fahrradkurs in der Dienstzeit absolvieren können / müssen.
- Eine Forderung an die Mobilitätsagentur dazu ist, dass sie nicht nur Kindern solche Kurse anbietet, sondern allen Erwachsenen – das wäre auch von Nutzen für Zu-Fuß-Gehende.
- Das Liefergewerbe, das mit solchen Fahrzeugen unterwegs ist, sollte eine Einschulung in der Dienstzeit machen.
- Wichtig wäre genauso der Perspektivenwechsel für Berufskraftfahrende, damit sich nicht nur die Essenzustellenden fortbilden, sondern alle die beruflich mit einem Fahrzeug unterwegs sind, im LKW sitzen.
- Es gab von der Mobilitätsagentur eine Rad-Fibel für Erwachsene mit Tipps wie Hinterfahren von Zu-Fuß-Gehenden usw. Dieses Material sollte mehrsprachig bei den Kursen zur Verfügung gestellt werden.
- Eine weitere Idee für Bewusstseinsbildungsmaßnahmen wäre das Ausrufen eines "Tag des Handzeichens" mit ihm könnte Bewußtseinsbildung geleistet werden.
Verbesserungen für den 14. Bezirk zur Konfliktvermeidung zwischen Fuß und Rad
- Die aktuellen Einbahnöffnungen im Bezirk bringen viel, dass niemand mehr am Gehsteig gegen die Einbahn fährt und entspannt die Beziehungen zwischen Zu-Fuß-Gehenden und Radfahrenden.
- Die Linke Wienzeile auf der Höhe des Auer-Welsbach-Parks Trennung sollte einen getrennten Geh- und Radweg erhalten.
Wenn du dich für die Fahr Rad im 15. interessierst, melde dich bei peter@meinlebenim15.at.